– Morgendliche Einsamkeit -

The self-made-world

Wohnhaft: 10 Grad 20 Minuten 53 Sekunden östliche Länge und 52 Grade 42 Minuten 20 Sekunden nördliche Breite.
Lebte ein Mensch so isoliert wie man in Mitteleuropa nur unter Menschen leben kann.

“ Die Landstraße selbst hört im Ort auf, da weiterhin nur Moor und Ödeheide; also keinerlei Durchgangsverkehr; … panzersicher …Traktorschnarren das einzig Störende. ” aus der Akte Bargfeld über die Vor- und Nachteile eines Hauskaufs.
Im Haus Nr.: 37 in dem winzigen Dorf Bargfeld in der Nähe von Celle steht dieses kleine holzverkleidete Haus des Schriftstellers Arno Schmidt. Gemeinsam mit seiner Frau Alice war es für ihn über 20 Jahre lang der Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. In diesem Haus hat er seine eigene Literatursprache von A-O entworfen. Im Haus und im dazugehörigen Garten ließ er Findlinge und Bäume nach seinen Vorstellungen pflanzen. Entwarf Schreibpulte, Holzsandalen und andere Haushaltsgegenstände für die Bedürfnisse seiner eigenen im physischen Sinne sehr eng gefassten Welt. In all den Jahren verließ er nur sehr selten den Ort seiner Inspirationquelle wo er von ein Uhr nachts bis in die frühen Morgenstunden arbeitete und den Mond von seinem Schreibtisch aus betrachtete.
„Außerdem denkt man besser bei wenig Geräten: mein Ideal wäre ein leeres Zimmer ohne Tür, zwei nackte Fenster, ohne Vorhänge, in deren jedem das magere Kreuz renkt – unschätzbar bei Himmelssorten wie morgens um vier, oder abends, wenn dürre rote Schlangenzungen der Sonne nachzischeln, (schon bogen sich meine Finger dementsprechend)“ (Zitat entnommen aus der Kurzgeschichte von Arno Schmidt: „Schlüsseltausch“, 1956).
Heute ist dieses so einsam gelegene Haus Ort der Arno Schmidt Stiftung und
eine Pilgerstätte seiner Anhänger.

Das Hausobjekt hat die Maße 120 × 134 × 257 cm und steht auf einer Unterkonstruktion in einer Höhe von 165 cm. Eine Öffnung im Boden des Hauses ermöglicht es dem Betrachter, den Kopf in den Innenraum des Hauses emporzurecken und hineinzuschauen:
Zu sehen ist ein von Arno Schmidt als Ideal beschriebenes Schreibzimmer.
Zu hören ist das leise Tippen einer alten Schreibmaschine.
Die physischen Erfahrungen des Besuchers beim Betrachten des Hauses sind zugunsten jener Sinne reduziert, die angesprochen werden, mittels derer Schmidt sich selbst identifizierte: Sehen und Hören.
Von vornherein ist eine naturgetreue Besichtigung des Hauses auszuschließen.
Eine Besichtigung erfolgt buchstäblich „über den Kopf“ in der Wohnstätte der Phantasie.

Veranda Ausstellungsansicht Kraftwerk Mitte Dreiviertel Ansicht Innenansicht Modell von Oben